Stufen der Einsicht
Ein Gedicht von
Martina Anders
Zuerst Erkenntnis sich erweist:
es gibt den Körper und den Geist.
Das ist die erste tiefe Sicht,
die Wahrheit dringt ans Licht.
Das Leiden ist bald klar zu sehn,
es kommt und wird wieder vergehn.
Dass nichts Bestand hat, alles schwindet,
die nächste Einsicht, die man findet.
Vielleicht erscheint es ungewöhnlich,
dass alles ist ganz unpersönlich.
Und da nicht wir es kontrolliern,
muss niemand sich darin verliern.
Hast du dieses nun gesehen,
siehst du Werden und Vergehen.
Wie alles kommt, besteht und schwindet,
wie schmerzhaft, wer zu sehr sich bindet.
Denn alles muss zu Ende gehn,
das wirst du nun als nächstes sehn.
Plötzlich erkennst du das Vergessen,
fühlst von Verwirrung dich besessen.
Es folgen Ängste und auch Sorgen,
was gestern war und was kommt morgen?
Ganz ruhelos sind die Gedanken,
dein Gleichgewicht kommt schnell ins Schwanken.
Auf Dauer nichts zufrieden stellt,
ein einzig Leiden auf der Welt.
Da kommt der Ekel und der Abscheu
und Weizen trennt sich von der Spreu.
Ins öde Tal wirst du nun kommen,
traurig sinnlos und benommen,
verlierst du Freud und Energie,
bist kraftlos wie noch nie.
Bald entsteht das starke Sehnen,
all die Tragik abzulehnen.
Nach Befreiung nun zu streben,
in diesem und im nächsten Leben.
Zurück fällst du auf gegangene Stufen
und Ketten sehnsuchstvoll dich rufen.
Festgehalten und gefangen,
Unglücksblässe auf den Wangen.
Doch dann betrittst du schönes Land,
Gleichmut dich nun endlich fand.
Und eine sanfte Leichtigkeit
tröstet zärtlich grobes Leid.
Und dann erscheint starker Entschluss,
ein Eintauchen in jenen Fluss,
dessen Strömung dann und wann
auf den Pfad dich führen kann.
Die Saat keimt auf, bereit zu Ernten!
Schlecht und Übel sich entfernten.
Das Herz vollends bereit zu Lieben
und Ahnung von wahrhaftem Frieden.
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