Selbsterkenntnis

Ein Gedicht von Marcel Strömer
Wir tanzten barfuss auf den Wolken
Sahen alle Farben um die Hüfte kreiselnd
In den Lüften hing unser Atem, mit den Winden verwoben
Die Sterne durchkämmten unser Haar
Wir tranken Licht und sprachen beglückt zur Sonne
Fühlten wie ihr Strahlen die Lücken füllte
Wie uns Wunden verheilten, der Schmerz lag besiegt
Das Wort wurde uns in Gold gegossen
Wir sangen die Engel herbei
Sie küssen unseren Hals, Stirn und Lippen
Wir hielten ihre Hände an unser Herz
In uns bebte das pure Leben
Unendlich und ewig wollten wir sein

Eines Tages:
Wie verwandelt lagen wir da
Nackt und beschämt
Vor den Toren Edens
Aus unseren Verfehlungen
Zorn und Misstrauen gebar
Wir bekamen Durst
Der Hunger quälte
Vereinsamt - immer mehr
Die Sehnsucht wuchs um die Wette
Wild wie Silberdistel
Die auf Schuldenberge wucherten

Ach wie erbarmungslos
Sie stachen uns tief ins Mark
Schrei, Wut und Kriege
Verbitterung kreuzte von nun an
Die Wege, die Schritte, das Herz so schwer
Das viele Blut sickerte unaufhaltsam ins Meer

Wir erwachten aus Traum und Wirklichkeit
Wir erkannten uns am Spiegelblick
Die Scherben waren wir



© Marcel Strömer
[Magdeburg, den 21.05.2019]

Informationen zum Gedicht: Selbsterkenntnis

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20.05.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Marcel Strömer) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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