Selbsterforschung

Ein Gedicht von Ingrid Spiller
Tief in mir verborgen
liege ein Schatz
so sagt man mir -
also fang' ich eifrig an
zu schürfen
nach raren Kostbarkeiten
in der Hoffnung
endlich mein wahres Selbst
freizulegen
ich entferne sorgsam
Schicht um Schicht
meterweise Klebeband
das Vorurteile fest zusammenhielt
Netze von Lügen
in Watte gewickelte Attitüden
große Haufen Recyclingpapier
vollgestopft mit Alltagskram
zarte Gespinste kostbarer Tagträume
den glänzenden Lack
meiner geliebten Eitelkeit
die Panzer der Angst
und Seifenblasen vergeblichen Hoffens -
bis ich schließlich
erschöpft aufgebe
und mich nicht wiedererkenne
in meiner Nacktheit

© Ingrid Spiller 1998

Informationen zum Gedicht: Selbsterforschung

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26.02.2014
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