Seelenzweiheit
Seelenzweiheit
©Hans Hartmut Karg
2017
Nicht alles ist segensperfekt,
Was scheinbar so perfekt geboren
Und im Zenit wohl auserkoren,
Dass es kritikbewusst aneckt.
Zwei Seelen wohnen oft in einer Brust:
Die eine muss die Welt mit Ironie begleiten,
Die andere sucht Untiefen, schlimme Leiden –
Und beide finden Freundliches – und Frust.
Es ist nicht leicht, das Eigene zu fassen,
Wenn Angst als Existenzbedrohung ausgegrenzt,
Das Bleibeherz nur mehr im Schönen lenzt
Und ausgesetzt denen, die hassen.
Dann steht die Frage als Verbot im Raum
Gedichteforen werden zu Abkapsellogen,
In denen wenige und sehr vernetzte Dogen
Erfüllen ihre Allmacht ganz als Eigentraum.
Doch die zwei Seelen sind nicht zu erschlagen,
Denn Haltungskorrektur braucht ja Ironie
Und jene zweite Seele, die das Unrecht nie
Vergöttert als ein Abbild voll von Lebetagen.
Angst und Bedrohung mögen manche ignorieren,
Doch wollen diese oft Begleitung finden.
Die Dichtkunst lebt von Ruhe unter grünen Linden,
Doch darf sie nicht zum Handschoßlegen führen.
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