Schwesterchen (2012)
Ein Gedicht von
Judith Wiechers
Mein sehr geliebtes Schwesterlein,
wohnen schon lang' nicht mehr in einem Heim.
Viel wurd' gesagt, noch viel mehr nicht,
drum lausch dem Wind, der zu Dir spricht.
Ich sandte ihn zu Dir hinfort,
ließ ihn tragen mein' eig'ne Wort'.
Drum lausch dem Wind, der zu Dir bringt,
mein Wort, mein Wort zu Dir geschwind.
Er säuselt leise in Dein Ohr,
was alles gehet in mir vor.
"Die Freude auf ein Wiederseh'n",
sagt er. "Die ist einfach wunderschön!"
"Und schließen wir uns in den Arm,
dann wird uns beiden sehr schnell warm.
Wir schmieden Pläne für die Zeit,
die kurze, die uns zusammen bleibt."
Der Wind er säuselt leise weiter:
"Uns're Stimmung wird ganz heiter.
Wir zicken oft, doch lachen mehr,
denn Schwester, ich vermiss' Dich sehr."
Der Wind, er bringt noch weit're Kunde
er zeigt Dir meine tiefste Wunde.
Denn auf Begrüßung voll mit Herz
folgt ein Abschied voller Schmerz.
"Die Tage zieh'n zu schnell vorbei,
egal, ob Januar, Juli, Mai.
Und liegen wir uns in den Arm',
ein letztes Mal vor Deiner Bahn,
dann gibt es keine Zeit zum Schinden,
um die richt'gen Wort zu finden.
Meist belassen wir's dabei,
wechseln Worte nur ein, zwei.
Doch nächstes Mal, so sage mir,
wie fänd'st Du diese Worte hier:
'Im Herzen spür ich einen Stich,
denn Schwesterlein, ich liebe Dich.'"
Und kommet bald der Wind zurück,
er soll mir berichten von Deinem Glück.
Von Deinen Gefühlen, Deinen Taten, Deiner Art,
die für immer in meinem Herzen verwahrt.
In ewiger Liebe,
Deine große Schwester
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