Schwere Geburt

Ein Gedicht von Marcel Strömer
Warum glaubst du, dass du die Ewigkeit
überdauerst? Dein Netz ist voll von Posts,
die Schiffe überladen von vergorener Fracht.
Das Spiel mit den ungeborenen Gedanken
der Jugend. Ein hoch und heilig geleisteter
Schwur an die Zeit, in der Gott tot ist.
Niemand wartet mehr auf das einzige Glück,
niemand muss die Schwere ertragen.
Lieber existent als Cloud, die ungebunden und
drahtlos gezogen, durch die Stratosphäre
des Elektronengehirns rauscht.
Verleugne nichts! Nicht die Spur , mit der
Vorgezeichnetes ins Unreale gepflügt,
die Verantwortlichkeit gestundet und
die Zeit knapp und kostbar wird.
Wer den Cursor setzt, kennt den Kapitän,
die Flut kommt und wir stechen in See.
Wenn der Wind günstig dreht, in die
gesetzten Segel schießt, heißt es:
Volle Kraft voraus!
Über die gesamte Bildschirmfläche,
beschleunigt und zu einem Strahl
geformt, hinein in die Erschließungstiefe,
zu ausgehungerten Datensätze.
Das Brot redlich geteilt, die Grenzen nach
Wunsch ausgebaut, erweitert oder geschlossen.
Der moderne Sklave nimmt Befehle nur an,
bei korrekter Eingabe und in verschlüsselter Funktion.
Also verharre nicht!
Jeder Rechner, gut manövriert, fühlt sich getrieben
die verschwimmenden Grenzen, eines vom Aussterben
bedrohten Individuums nach und nach zu löschen.
Eine schwere Geburt: bisher ungeliebt, beinah verachtet!



© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 14.01.2016)

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Informationen zum Gedicht: Schwere Geburt

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14.01.2016
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