Ode an die Nacht
Ein Gedicht von
Irene Diamantis
Die Nacht erwacht in unbekannter Frist:
Verhasste Finsternis, geliebte Braut!
Du färbst die Tage bunt, besingst sie laut,
Verjagst sie bald mit arger List.
Was wär das Licht der Sonne ohne dich?
Ein blendend Reiz, ein alt geworden Spiel!
Doch bloss ein hungrig Pilger ohne Ziel,
Das wärst du ewig ohne mich.
Nur Übel hat so viel’ Gesichter,
Und unter ihnen deins das Prächtigste.
Dein kalter Kuss im Traum der Mächtigste,
Der liebste aller Sünden Richter.
Denn unser aller Übel ist bekannt,
Bewahrt in jedem ängstlich pochend Herz:
Wärst du, die Nacht, von Erd und Mensch verbannt,
Unendlich wär des Tages Schmerz.
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