Nicht allein
Ein Gedicht von
Ralph Bruse
Es stand ein Haus für sich allein,
im Dämmern, auf der leichten Höhe.
Kein Mensch geht hin, oder kehrt ein,
als dulde es auch keine Nähe.
Nur neulich kam ein Mann dorthin.
Er suchte wohl die Stille -
sagte sich, wenn ich schon hier bin,
dann ist es wohl auch Gottes Wille.
Die schwere Türe...Er klopft an.
Und ahnte: niemand öffnet sie.
So saß er davor müde dann -
vernahm noch, wie ein Habicht schrie.
Er sah hinauf, aus tiefem Gras
und verschlief ein paar Stunden.
Ihm träumte, dass er das vergaß,
was ihn erschöpft, um zu gesunden.
Ihm war auch, dass jemand sanft strich,
im Schlaf an seinen feuchten Wangen -
dass irgendwer nicht von ihm wich
und fortnahm auch sein größtes Bangen.
Nach Mitternacht erwachte er,
da vor der Tür, im stummen Kühlen.
...Die Tür stand offen...War dort wer?
Wieder sein Ahnen, scheues Fühlen...
Er rieb sich Sand aus dem Gesicht.
Erhob sich. Trat ins Haus.
Zwei Stühle. Tisch. Ein Kerzenlicht.
Sonst füllt das Zimmer Leere aus.
Doch da, im Schatten, an der Wand:
wo sich jene Gestalt noch ziert...
Vor'm Kopf den Arm, die schmale Hand,
als wenn sie ihr Gesicht verliert.
Es war und blieb auch still im Raum.
Die Nacht verschlang das große Schweigen.
War alles Illusion...? Wohl kaum.
Der Morgen sollte es dann zeigen:
Da lief der Mann ins Licht hinein.
Und - gottlob - ging er nicht allein.
© Ralph Bruse
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