Morgenritual am Meeresstrand
Ein Gedicht von
Horst Hesche
Früh morgens erblickte ich ihn immer dort,
am steinigen, einsamen Meeresstrande,
an jenem entlegenen, ruhigen Ort,
zu seinem Gebet in weißem Gewande.
Er war von großer Gestalt und braun gebrannt,
mit vom Wind zerzausten, ergrauten Haaren,
den asketischen Körper zum Meer gewandt
wollte er sich seinem Gott offenbaren.
Bafuß stand er dort in dem noch kühlen Sand,
die Arme zum Morgengebet erhoben.
Still und sanft schlugen die Wellen an den Strand.
So begann er Gottes Natur zu loben.
Fern aus dem Meer erhob sich ein Lichterkranz. -
Er stand auf und kniete sich wieder nieder.
Wellenkämme blinkten im magischen Glanz.
Der alte Mann sang seine Lobeslieder.
Betend erwartete er das Sonnenlicht,
sein Morgenritual bis zu dem Moment,
wenn die Sonne rot den Horizont durchbricht
und wieder hell und warm vom Himmel brennt.
Wem diese Gebet auch gegolten haben mag,
es waren dankbare, erhebende Worte.
Sie entsprangen seinem Herz an jedem Tag,
an jenem erwählten, mystischen Orte.
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