Mitten im Tod sind wir von Leben umgeben
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Es neigen sich verwitterte Grabsteine
über längst verblichene Gebeine,
die friedvoll auf dem Gottesacker ruhn,
denn außer Ruhen gibt, s nichts mehr zu tun.
-2-
Marmorne Engel halten treu und sacht
über Verstorbene die Totenwacht
im Schatten von alten Trauerweiden,
die so ächzen, als würden sie weinen.
-3-
Zwischen Haselstrauch und lila Flieder
zwitschern Vögel wehklagende Lieder
von solch weihevoll – pastoralem Klang,
als stimmten sie an den Totengesang.
-4-
Es stürzt rauschend, mit raschem Flügelschlag
ein Habicht herab auf ein Kindergrab,
über das ein paar Feldhasen hoppeln,
gleich darauf sie ihr Tempo verdoppeln.
-5-
Im Abendrotschein die Sonnenstrahlen
huschende Schatten auf Gräber malen,
Wiesenmücken tanzen ihren Reigen
in den Duftwolken von Blütenzweigen.
-6-
Um die Totenstätte pulsiert das Leben,
von Kraft erfüllt wie ein Zauberdegen,
dessen Klinge nicht das Ende verheißt,
doch das Werden aus dem Vergehen preist.
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