miteinander gemeinsam gegeneinander
Ein Gedicht von
Kerstin Rachow
miteinander gemeinsam gegeneinander
Politiker längst Rentner auf Lebenszeit
das letzte Kinderlachen stieg in die Straßenbahn ein
ziellose Träume verglühen im Eis
Lächeln ist gegen Wände geprallt
Gedankenblitze voller Sehnsucht
Liebe zwischen zwei lauten, taktlosen Musikstücken
Klappern von Registrierkassen
graue Haut vor den Computern
Augenblicke verzweifelt gesucht
die Scherben der Natur zu Geld gemacht
Worte die nichts sagen und Treue die nichts bedeutet
den Besitz als Ziel gesetzt
hilflos treibt die Hilfe davon
Rücksicht in den Kehlen erstickt
der Neid bis an die Zähne bewaffnet
Kinder die das Hassen lernen
Vertrauen in der Erde versickert
Schmerzen in der Nahrungskette
antriebslos verharrt das Glück
Flohmärkte der Eitelkeit
keine Mitglieder im Förderverein für Frieden
der Verstand auf der Flucht
Museen voller guter alter Zeit
Trauer längst dem Vermögen gewichen
Berührungen zufällig verboten
Freiheit von der Klippe gestürzt
dem Esel den Reiter aufgezwungen
Schönheit massenhafter Einheitswert
Toleranz gepredigt und begraben
steinerne Wege der Gefühle gepflastert
schnelles Geld in Altenheime gesteckt
die Hoffnung brennt im kargen Treiben
niemals um Verzeihung bitten
der Starke liebt des Schwachen Angst
stehen geblieben und anonym auf der Strecke ertrunken
Einsamkeit an Scheiben platt gedrückt
in der Geisterbahn des Seins allein gelassen
Blitzeis auf den Sonnenstrahlen
Lebenssorgen sickern durch die Narben
Gespräche erstarren an der Oberfläche
Sünden sind längst ausgestorben
Selbstverliebtheit bewegt die Persönlichkeit
Lügen kleben an den Lippen
allein dem Geld gehört der Stolz
hinter vorgehaltener Hand verblaßt die Wahrheit
und in den Wüsten der Hysterie stirbt das Füreinander
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