Liebe Frau, ich merke ...
Ein Gedicht von
Georg Babioch
Liebe Frau, ich merke,
Wenn ich meine Sinne stärke,
Daß du es doch längst noch nicht bist,
Mit deiner weiblichen Kunst und List,
Mit Haaren, Augen, Mund
Tust du deine Meinung kund.
Doch was muß ich nun hören:
Möchtest du denn auch nicht schwören,
Dich hinzugeben mit aller Lust,
Fern allen Leidens, allem Frust.
Ja hingebungsvoll möchte ich dich sehen,
Dein Körper erfrischt, wie launige Wehen,
Wie kaltes Wasser auf meinem Bauch,
Auch die Stirn erhitzt, doch auch
Möchte ich dich nun küssen,
Weil wir beide immerzu küssen müssen,
Immerfort und immerzu
Stunde um Stunde hier im Nu
Treiben im All, in Ewigkeiten
Koste und Koste all jene Seiten,
Die ich nicht von dir gekannt,
Als ich zuerst vor dir stand;
Dich zum ersten Mal bestiegen,
Um über deine Weiblichkeit zu siegen.
Nun möchte ich ein wenig ruhen,
Meine Hose übergestreift, schon in Schuhen
Übergebe ich mich der Ferne,
Sehe Augen, Mund, es leuchten Sterne,
Der Abendhorizont, ebenfalls noch mit lachender Sonne;
Ich liebe dich, du göttliche Wonne.
Ich liebe deine Weibsgestalt,
Wir beide, kaum zwanzig Jahre alt,
Und in weiteren sechzig Jahren,
Werde ich zusammen mit dir in den Himmel einfahren;
So daß lockige Engel posaunen,
Mitels ihrer Posaunen lauthals staunen,
Uns den weiteren Weg zur Liebe weisen,
So daß wir immerzu weiter reisen;
Im All verloren, in Ewigkeiten,
In Ewigkeiten wir weiter streiten,
Wer den anderen zuerst getastet,
Wem zuerst die Liebe anlastet;
Doch möchte ich nun schweigen
Und toben mit dir in ewigen und unendlichen Liebesreigen.
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