Lebenszeit

Ein Gedicht von Melan 1980
ein längst vergangenes Leben
heute nur noch Buchstaben und Zahlen auf einem Stein.
auch dieses Leben hatte seine Zeit
hatte seine Tage, Stunden, Minuten des Hoffens, des Glücks und des Leids
lebte jede Sekunde
musste jede Sekunde leben, hoffen, leiden
so wie wir jede Sekunde, jede Stunde, jeden Tag leben müssen,
ob wir wollen oder nicht
uns kommt das Leben so lang vor
meist unvorstellbar das es endet
wie qualvoll lang erscheint uns manche Sekunde
wenn wir warten müssen, Schmerzen haben, Angst ertragen müssen
und dann steht man vor einem Grab
liest den Tag der Geburt
und Sekundenbruchteile den Tag des Todes
man rechnet die Lebensjahre
vergleicht sie mit den Seinen
überlegt wie alt man ist
und wie viele Jahre man noch bis zu dem endgültigen Alter des Toten hat
oder um wie viele man diesen schon überlebt hat
dann überlegt man wie lange dieses Leben doch eigentlich dauerte
wieviel dieser Mensch erlebt hat, erlebt haben könnte
welche Ereignisse in seiner Lebenszeit so stattgefunden haben
und wie er sie wohl empfunden hat
wie er dazu stand
auch überlegt man wieviel Zeit seit dessen Tod vergannen ist
wie schnell sie doch, gefühlt, bis zum jetzigen Tag vergangen ist
wieviel Leben doch tatsächlich in der ganzen Zeit passierte
wie viele Leben geboren wurden und endeten
wie lange uns doch das Jetzt vorkommt und wie kurz die Vergangenheit
und doch war, ist jeder Moment gleich lang
und wir merken wie kurz doch unsere Zeit ist
wie schnell, spätere Generationen, unsere Lebenszeit erfassen können
vom Tag der Geburt bis zum Tag des Todes sind es nur Sekundenbruchteile

02.01.2019

Informationen zum Gedicht: Lebenszeit

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02.01.2019
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