Lebenszeichen

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ich hab kein Gut, ich hab kein Geld
Jedoch kennt mich die halbe Welt.
Und wenn mir nicht zum Schreiben ist,
werde ich sofort vermisst.
Heut hieß es schon beim Abendbrot,
Ich wär schwer krank, ich sei schon tot.

Man hat mich mit zwei Krücken gesehen
durch das hiesige Krankenhaus gehen.
Und Tage später hätte ich geflucht
und einen Rollstuhl laut gesucht.
Bei Treffen würde ich stets fehlen
und als unentschuldigt zählen.

Selbst die Fahrt durch Kanäle und Gassen
hätte ich verfallen lassen.
Und letztlich fehlte von mir jede Spur
bei der fest geplanten Kur.
Eine Freundin konnte man nicht finden
und meine Frau wollt man nicht schinden.

Ich hab zwar nicht das ewige Leben,
doch noch kann ich euch Zeichen geben.
Ich sag, als Ende jeglicher Debatte,
dass meine Frau einen Unfall hatte.
Deshalb Rollstuhl , Krücken und Spital,
für mich hieß es nun Berg und Tal.

Besuche, Essen, Tiere versorgen,
Termine verlegen, Handy besorgen.
Rasen mähen, Kur absagen,
für alles allein die Verantwortung tragen.
Das Lebenszeichen ist meine Pflicht,
denn so schnell vergeht Unkraut nicht.

19.07.2016 ©W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Lebenszeichen

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19.07.2016
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