Langsam das Jahr zur Neige geht
Langsam das Jahr zur Neige geht
Das letzte Drittel ist schon eingeläutet
Und trägt die reifen Früchte hin zur Ernte:
Werden die frischen Zwiebel schon gehäutet?
Ist's wieder gut, weil uns das Jahr besternte?
Am Morgen kommt das kleine Licht
An diesen heißen Schmoddeltagen,
Wenn es an Wärme nachts des Nachts gebricht
Und Winde leise unsere Fenster plagen.
Die Krähen ziehen übers flache Land
Und alles sucht nach Licht und Wärme.
Am Tag glüht noch der rote Sand,
Es sammeln sich die ersten Vogelschwärme.
Zeit wird es, denn das Jahr läuft ab
Und stellt langsam die späten Weichen:
Das hält Landwirte schwer auf Trab,
Feldfrüchte müssen nun dem Schnitter weichen.
Und mehr und mehr wird dann gebangt,
Ob nicht das Leben dadurch kühler werde,
Wenn Wetterwolke mit dem Herbste zankt,
Und übers Land zieht langsam die Schafherde.
Abwartend und so ewig lebenstreibend
Schau'n späte Blütchen aus den Blattrosetten,
Denn Leben, das beibt stets aufreibend,
Ist immer noch in Fluren und in Städten.
Die späten Farben wollen sich festsetzen
Wo ihnen Schutz, es keine Stürme gibt.
Das Jahr lässt sich so gar nicht hetzen,
Das späte Licht allein hat es jetzt schwer.
„Wir machen Dich jetzt wieder sterblich,“
Sagt nun das Licht zum späten Jahr,
„Doch bleiben wir bei Dir als erblich,
Begleiten Dich bald wieder wunderbar.“
©Hans Hartmut Karg
2019
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