Kreuzfahrttage

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Kreuzfahrttage

©Hans Hartmut Karg
2018

Man sitzt und isst sechs Tage lang
Sechsmal am Tag und gar recht viel.
Es ist, als ständ' man unter Zwang
Und hat für kein Maß ein Gefühl.

Bedient von vorne und von hinten
Fängt Füllen schon beim Frühstück an:
Man wird da alles köstlich finden
Und lebt so seinen Königswahn.

Noch nie hat es ja das gegeben,
Dass Bürger so verwöhnt im Leben
Der Völlerei gezielt zustreben,
Um sich die Kante dort zu geben!

Vorbei, wo Arme an den Stränden
Mit Hungersehnsucht 'rüberblicken
Und wir am Schiff mit feisten Händen
Den Magen mit Omelett beschicken.

Da lassen wir es wirklich krachen,
Denn wir sind hier ja unbekannt,
Können so frei und füllig lachen:
Hier ist kein Feind, nicht unser Land!

Mit den vieltausend Passagieren
Zieht unser Riesenkahn nach Süden,
Und keiner muss sich hier genieren:
Die Kreuzfahrt ist ja für die Müden!

Ob da Schweröl im Meer verbreitet,
Mit Müllbergen Häfen gefüllt:
Niemand, der das sieht und bestreitet,
Verantwortung auch dafür fühlt!

*

Informationen zum Gedicht: Kreuzfahrttage

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30.06.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) fĂŒr private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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