Komm lieber Mai und mache . . .
Ein Gedicht von
Heinz Säring
Als Kind wars ihre Sache,
mit Gesang durchs Land zu ziehn:
"Komm, lieber Mai und mache,
die Bäume wieder grün,
und lass uns an dem Bache
die kleinen Veilchen blühn!"
Als sie erfuhr, ich heiße Mai,
da hatt' ich gleich drei Wünsche frei -
"Siehst du den Busch am Bache?
Komm lieber Mai, komm lieber Mai,
komm lieber Mai und mache . . ."
Sie hing was auf die Leine drauf,
da kam ein starker Sturmwind auf.
Ich kam gerade erst nach Haus,
da sah sie ganz entgeistert aus:
"Mein Kleid hängt dort am Dache!
Komm lieber Mai, komm lieber Mai,
komm lieber Mai und mache . . . "
Sie findet Shopping immer toll
und lädt den ganzen Wagen voll.
Das ist ja garnicht auszumal'n,
doch geht es dann an das Bezahl'n,
dann ist das meine Sache -
"Komm lieber Mai, komm lieber Mai,
komm lieber Mai und mache . . ."
Mit unserm Ford fährt sie bei rot -
das Resultat: Ein Haufen Schrott!
"Ich dacht nicht, dass der Andre fährt,
dann war das wohl von mir verkehrt?
Das ist ne dumme Sache -
Komm lieber Mai, komm lieber Mai,
komm lieber Mai und mache . . ."
Doch abends ist sie lieb und nett
und schmeichelnd lockt sie mich ins Bett,
dass ich ihr Glut entfache -
"Komm lieber Mai, komm lieber Mai,
komm lieber Mai und mache . . ."
Anmerkungen zum Gedicht:
Der Text Zeile 3-6 ist von Adolf Overbeck (1755-1821)
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