Kleine Flucht

Ein Gedicht von Helge Klein
Hoch überm Land in großer Höh'
zieh'n still die Wolken her.
Von Osten treibt die leichte Böe
die Wogen übers Meer.

Heut' geht's hinaus, ein Abenteuer,
von dem schon lang ich träume:
Einmal, nur mit der Kraft vom Feuer
zu schweben über Bäume.

Bereits von fern, hinter dem Hain,
auf einer freien Wiese,
hört man ein Fauchen: Was mag's sein,
ein Löwe? Gar ein Riese?

Nur eben noch ein kleiner Schritt,
bis man es ganz erkennt:
Ein Korb und eine Hülle mit
'ner Flamme, die hell brennt.

Noch steht er fest im Wiesengrund.
Schon ruft uns der Pilot:
"Steigt ein, Ihr zwei, denn jetzt geht's rund!
Herein ins Himmelsboot!"

Und schon geht's los: So, wie ein Lift,
erhebt sich der Ballon.
Die kühle Luft mit leichter Drift
trägt uns gemach davon.

Wie Spielzeug klein, so scheint die Welt:
Bis an den Horizont
schweift's Auge über Wald und Feld
hin, wo das Wild sich sonnt.

Tief unter uns im Acker, da
dreht sich ein Windrad still:
So fern und scheinbar doch so nah,
dass man es greifen will.

G'rad', wie im Flug, vergeht die Zeit:
Noch rasch die Himmelstauf',
für die ein Sekt schon steht bereit,
dann setzt der Korb sanft auf.

Ein Glücksgefühl erfüllt mich da:
Ein Traum ist wahr geworden!
Das Land, das ich von oben sah,
ist Deutschlands "echter Norden"!

Informationen zum Gedicht: Kleine Flucht

866 mal gelesen
(2 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
-
12.11.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Helge Klein) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige