Kind, iss doch mal was.
Ein Gedicht von
Xenia Rajnor
Ja, ich bin dünn geworden in der letzten Zeit, hab mich abgeworfen wie Schlangenhaut. Nur unnötiger Ballast.
Schau mich nicht so an, da gibt es nichts zu sehen. Ich zeig dir gar nichts. Ich hab geschwitzt dafür und gelitten. Ich hab gehungert und als ich nicht mehr hungern konnte, weil es mich zu sehr schwindelte, ich zu oft zu offensichtlich schwindelte, da hab ich gefressen und dann bin ich alles wieder losgeworden, als ihr mich nicht gesehen habt. Ich hab gefressen und gehungert und gefressen, alles schön in mich hinein. All den Schmerz und die Tränen, das Ungesagte und das Uausprechliche. All das Essen, die widerlichen Kalorien, das Fett, das Süße, das Widerwärtige.
Ich bin nächtelang wachgeblieben, bin gerannt bis gar nichts mehr ging. Ich hab mir blaue Flecken an mir selbst geholt, weil mein Schwergewicht mir auf die zarten Knöchelchen drückte. Dann hab ich mich sebst gehasst.Alles an mir schien so unerträglich schwer und unförmig, so dumpf und aufdringlich . Ich bin mir selbst zu viel.
Ich weiß jetzt, wie Toilettenschüsseln von unten aussehen, weil ich völlig entkräftet, aber erleichtert neben ihnen zusammengebrochen bin. Endlich hab ich mich wieder leicht gefühlt, weil alles in mir so leer war.
Nichts davon erzähl ich dir. Ich war noch nie so schön,
bin doch nicht schön genug.
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