Kellerkinder
Kellerkinder
Früher konnte man sie allerorten sehen:
Blumen an den Kellerfenstern und auf Treppen.
Heute ist dort keine Pflanze mehr zu sehen,
Diese Orte sind mithin entdarmte Steppen.
Viele Mülleimer stehen allhier,
Die Mülltrennung ist wirklich angesagt!
Das Feigenblatt ist offenbar Panier,
Damit ja kein Gewissen mehr das andere plagt!
Als es noch gute Alte in den Städten gab,
Die mit den Blumen die Veranden schmückten,
Hielt dies auch unsere Blicke fein auf Trab,
Weil unsere Augen sich daran entzückten.
Kinder der Ahnen sind längstens am Daddeln,
Die Blumen holt man virtuell sich her,
Doch ist dann da noch etwas zu adeln,
Wenn es die sehnend' Seele hat so schwer?
Man braucht das Virtuelle nicht zu gießen
Und es verschmutzt, verblüht auch nicht.
Doch kann man damit je genießen,
Was aus der Ferne kommt an das Gesicht?
Der Bildschirmblick, vereinsamt er nicht ganz,
Wenn man nicht redet miteinander?
Gibt es noch echte Seide, edlen Samt,
Wenn interesselos Fremdes geht auseinander?
Edles enteilt deshalb den Blicken,
Weil nur noch Glitzer diese Welt regiert,
Menschen sich weiterhin anschicken,
Einzeln zu leben, vom Netze verführt.
©Hans Hartmut Karg
2019
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