Inter nett

Ein Gedicht von Rainer Maria Derstroff
Gehörst Du zu den schlanken Frauen?
Weiblichkeit raffiniert eingesetzt, gekonnt,
die gerne mal ins Internet reinschauen?
1,80 groß, Figur betont und natürlich – blond.

Denkst Du, ich will was erleben?
Vielleicht wird es ein Abenteuer,
das finden wonach alle streben?
Der Gedanke ist nicht ganz geheuer.

Wirst Du auch später noch die Selbe sein?
Vielleicht ist es auch so eine Art Reflex,
fragst ständig, auf was lasse ich mich da ein?
Wohlwissend hier geht es meist um Sex.

Im Internet geht alles schneller.
Viele treffen sich oft im Chat.
Flux, ist man wie auf einem Präsentierteller!
Wie schnell landet man im Bett?

Geschwind lädst Du ein uraltes Foto drauf,
deshalb muss man auch das Alter etwas schönen!
Auf alten Bildern sieht jeder jünger aus.
Die Männerwelt wurde geschaffen, Frauen zu verwöhnen.

Nicht jeder schaut sofort ins Gesicht.
Golfen, Tennis, Pferderennen, als Hobby, kommen gut an.
Noch eine kleine Lüge beim Gewicht.
Wer will denn schon einen armen Mann?

Die Freischaltung das Gemüt erhellt.
Die erste Mail man kaum erwarten kann,
gefangen, zugleich Freiwild in der vernetzten Computerwelt.
Oh Gott, der Nachbar meldet sich als Erster an!

Ein Zucken fährt durch alle Glieder,
schon ist man mitten auf dieser gefährlichen Piste,
ausgerechnet der schon wieder,
steht nun ganz oben - auf der Sperrliste.

Nach kurzer Zeit hat man es dann kapiert,
bereits nach dem dritten Kontakt.
Hier geht alles unverblümt, tabulos, ungeniert,
fühlt sich entblößt, ganz nackt.

Anstatt von Knigge höflich umgarnt,
jetzt ist man sich bewusst, was alle wollen…
Das hätte auch Kolle nicht so geahnt.
Ist jetzt der Moment, wo man Tribut muss zollen?

Nach gewisser Zeit wird man ein alter Hase,
viele Dates bereits vergessen, abgehakt;
dennoch fällt man wieder auf die Nase.
So oft schon sinnlos abgeplagt.

Stundenlang gestanden bei Kälte vor dem Eiscafé.
Glaubte man sei davor gefeit,
die Füße taten ganz furchtbar weh,
dabei fast erfroren, eingeschneit!

Die nächsten Treffen, kaum zu verstehen,
Einige meinten zum Glück im eigenen Heim,
wollte man unsinnige Versicherungen andrehen,
und ohne Staubsauger könnte man nicht glücklich sein.

Ist er zu klein, ist er nicht immer zu beneiden.
Größe drückt sich nicht in Zentimetern aus.
Wichtig ist, er ist gut - bescheiden.
Erst das Hirn macht einen ganzen Kerl daraus.

Muskeln und Sixpack können kein Frauenherz erreichen.
Natürlich, einfach, authentisch muss man sein.
Zuvor müssen Egoismus und Selbstüberschätzung weichen,
nur so gelangt man in des Anderen Herz hinein.

Informationen zum Gedicht: Inter nett

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(2 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
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26.11.2014
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