In der Kassenschlange
Ein Gedicht von
Micha Schneider
Wenn man an der Kasse steht
und es nicht mehr weitergeht,
just nachdem man sich so freute,
daß an ihr nur wenig Leute,
als man wechselte die Schlange,
weil sie optisch viel zu lange,
doch jetzt die Erkenntnis quält,
daß die Kasse falsch gewählt.
Schadenfroh grinsen die Kunden,
die nun schneller sind entschwunden
als die „Aus-der-Reihe-Springer“ –
Häme ist ihr Mittelfinger.
Wenn ihr Leben schildert Oma,
fällt die Reihe fast ins Koma.
Geld entgleitet Zitterhand
und dann hakt das Förderband.
Vorderfrau, vegan und fair,
tut sich mit dem Tofu schwer,
das da glänzt im Einkaufswagen:
Es sei Hacksteak, tönt ihr Klagen,
Fleisch vom Rindvieh, frisch gehäckselt,
hat mit Tofu sie verwechselt.
Eine VISA-Karte klemmt,
was den Fortgang deutlich hemmt.
Junges Ding plärrt laut und wichtig
in sein Smartphone – Thema: nichtig.
Eine Mutter zahlt den Brei,
Nachwuchs dankt es mit Geschrei.
Großer Mann in Jogginghose
übt Olympioniken-Pose.
Läßt ganz leise einen fliegen –
muß wohl an der Pose liegen.
Als der Duft kommt hinten an,
fällt Verdacht auf falschen Mann.
Böse Blicke, Luft, die steht –
Posenfurzer zahlt und geht.
Kassenfrau ruft nach der Aufsicht,
denn sie räumt den Platz für Spätschicht.
Aufsicht macht schnell Kassensturz
und schon wieder knarrt ein Furz.
Ungeduld wächst in der Schlange.
Jemand ruft: „Dauert’s noch lange?“
Alle Abenteuer dieser Art
sind nicht tödlich, aber hart.
Mancher kommt zu dem Ergebnis:
Einkauf ist doch ein Erlebnis,
das man nur genießen kann,
steht man in der Schlange an!
© Micha Schneider
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