Die Kokosnuss
Ein Gedicht von
Jürgen Wagner
Der Morgen war mild, der Dorfplatz noch leer
Ein Händler schlenderte etwas umher
Und setzte sich unter die große Palme
Genoss einen Saft mit einem Strohhalme
Ein Affe saß oben und blickte hinunter
Verspielt und keck und lange schon munter
Die Kokosnuss hielt er in seinen Händen
Warum sie nicht einfach nach unten senden?
Er warf sie herab, dem Mann auf das Haupt
Das hatte ihm kurz das Bewusstsein geraubt
Er rappelte sich auf und griff nach der Nuss
Und warf sie gegen den Baum voll Verdruss
Ja dieser Tag, der war schon gelaufen
Am Markt, da konnte er fast nichts verkaufen
Der Kopf, der brummte, seine Laune war schlecht
Er war einfach müde und außer Gefecht
Am anderen Tag kam ein Meister daher
Ein Sufi, der kam irgendwoher
Und setzte sich unter denselben Baum
Auch der Affe saß oben, man sah ihn kaum
Das Kerlchen war ein kleiner Haudrauf
Und Kokosnüsse, die gab es zuhauf
So warf er die Frucht noch einmal hinab
Der Meister fiel um, erschrak nicht zu knapp
Doch stand wieder auf und hielt sich den Kopf
Der tat ihm so weh, er rieb sich den Schopf
Und holte ein Messer aus seinem Gewand
Die Nuss, die nahm er in seine Hand
Und öffnete sie, trank ihre Milch
Aß alles Fleisch, schaute auf zu dem Knilch
Bedankte sich kurz und nahm sich die Schalen -
Schenkt uns das Leben doch nicht nur die Qualen
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