ich sass auf einem steine

Ein Gedicht von marmotier
sogenannter 1. reichsspruch
von Walther von der Vogelweide
frei übertragen aus dem mittelhochdeutschen


ich sass auf einem steine,
verschränkte meine beine.
darauf setzt' ich den ellenbogen.
in meine hand schmiegten sich oben
das kinn und eine wange.
dann grübelte ich lange,
wie in der welt man sollte leben.
doch keinen rat konnte ich geben,
wie man drei ding' erwerbe,
dass keins davon verderbe.
ich meine ehr' und irdisch' gut,
das oft einander schaden tut.
das dritte ist gottes segen,
als wichtigstes im leben.
die legt' ich gerne in einen schrein,
doch leider kann dies nimmer sein,
da irdisch' gut und ehren
es gottes gnad' verwehren,
mit ihnen in ein herz zu kommen,
denn weg und steg sind uns genommen:
arglist lauert im hinterhalt,
und auf der strasse herrscht gewalt.
friede und recht sind todeswund,
und kein geleit finden die drei,
eh' diese beiden nicht gesund.


Copyright © Marmotier 2014

Informationen zum Gedicht: ich sass auf einem steine

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22.01.2014
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (marmotier) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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