Hymne an mein Elternhaus
Ein Gedicht von
Heidi Geiberger
Vor vielen Jahren schon erbaut
und nicht herumgekommen,
bist du in Ehren nun ergraut,
doch niemals umgekommen.
Nur selten warst du ganz allein,
am liebsten hattest du es voll,
wenn Menschen gingen aus und ein,
das fandest du so richtig toll.
Wenn wir Kinder tobten, lachten,
war’s für dich ein Ohrenschmaus,
auch wenn deine Dielen krachten,
hieltest du das gerne aus.
Ganz abgesehen von den Tieren,
auch sie genossen deinen Schutz,
sie trabten an auf allen Vieren
und brachten doppelt so viel Schmutz.
Du hörtest Menschen leise weinen
und manchmal klagten sie auch laut,
das ging – so wollte es mir scheinen,
dir unter die Tapetenhaut.
Du littest unter Jahreszeiten,
mal war es heiß, dann kalt und nass,
oft musste man dich aufbereiten,
grad’ wie ein bodenloses Fass.
Du zittertest bei Krieg und Sturm
sogar am ganzen Leibe,
in deinem Holz war mancher Wurm,
doch du bliebst meine Bleibe.
Du gehst mit Recht jetzt davon aus,
ich hätte das Bestreben,
dir, meinem lieben alten Haus,
ein neu’ Gesicht zu geben.
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