Hundebrav (mein Schatten)
Ein Gedicht von
Annelie Kelch
Sobald man ihn lässt, tritt er aus meinem Schatten,
spaziert mal vor, mal neben mir, wie 's grad sich ergibt.
Urbane Straßen, speziell, wenn 's weihnachtet,
sind ihm suspekt.
Sonntags sinken wir auf das Gras unter der großen
Eiche im Park. Sommerwind inszeniert Schattenposse -
chinesisch und gratis! - Wir applaudieren dem Laub,
bis wir 's leid und hungrig sind.
Manchmal beklagt er, wir würden uns viel zu selten sehen;
das sehe ich ein, rate ihm, sich von mir zu lösen;
aber davon will er nichts wissen,
lauert stattdessen drauf, dass ich heimwegs verweile,
mit diesem und jenem plaudere, lässt sich derweil auf
Fassaden nieder, schaut 'ne Menge Zeug aus den Ritzen dort,
Tierchen krabbeln im Moos, das liebt er.
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