Gratulation zum Umzug
An Donau, Rhein und Elbefluß
geht mancher Mensch so gern zu Fuß.
Solange nicht die Knochen knacken
kann er auch die Berge packen.
Und ist ein Gärtchen noch sein eigen,
kann zur Wohnung er 2 Treppen steigen.
Doch ist der Mensch noch so gescheit,
vor Krankheit ist er nicht gefeit.
Erst juckt´ s im Zeh, dann in der Wade,
bald knarrt das Knie wie eine Lade.
Es nutzt nicht der Verzehr von Dille,
zum Lesen braucht man eine Brille.
Es steigen Zucker und Cholesterin,
im Rücken hat man leichtes Zieh´ n.
Es drücken die Augen, es kribbelt am Schopf
und schließlich dröhnt der ganze Kopf.
Der Blutdruck steigt, der Puls wird flacher,
plötzlich ist man Krankenhausaufwacher.
Wer einst so munter wie ein Fisch
liegt unverhofft auf grünem Tisch.
Der Arzt, Praktikant fremder Nation,
spricht von einer Notoperation.
Die Schwester naht schon mit der Spritze,
man fühlt nur noch wohlige Hitze.
Später, wenn am Bett die Schwester spricht,
sieht man am Tunnelende wieder Licht.
Erst jetzt wird mancher nachdenklich
und horcht heimlich tief in sich:
„Was nutzen Garten, Auto, Geld,
wenn mir die Gesundheit fehlt?
Was bringt die Wohnung mit vielen Stufen,
wenn´ s nicht mehr flott geht mit den Hufen?“
Und plötzlich, kurz vor´ m Weihnachtsmann,
sieht man sich manche Wohnung an.
Man spricht mit Mietern, Besitzern und der Stadt,
bis man das, was man braucht, auch hat.
Drei Stufen nur zum Erdgeschoß,
die schafft sogar der Küchenboß.
Jetzt mit den Handwerkern angebandelt
und einen guten Preis verhandelt.
So wurden die Räume renoviert
und manch Detail noch installiert.
Als Letztes kam der Umzugswagen
und mit ihm 99 Fragen:
„Ist diese Kiste nicht zu schwer,
ich liebe nämlich meine Bücher sehr?
Tragt neben meinem Fußbänkchen
ihr auch mein Apothekerschränkchen?
Muss das Toilettenpapier ich nummerieren,
damit kein Blatt wir unterwegs verlieren?
Auf der Rechnung, ganz zum Schluss,
welche Hausnummer dann stehen muss?“
Rein und raus und rauf und runter
liefen alle froh und munter.
Links und rechts und hin und her
fuhr so der Möbelspediteur.
Bis man mit Kisten, Blumen, Bäumen
endlich war in neuen Räumen.
Noch´ s Türschild ran, Papier auf´ s Klo,
schon waren alle Helfer froh.
Nur schnell einmal auf´ s Sofa legen
und die müden Beine pflegen.
Vor dem Einschlafen denkt jeder Gehetzte:
„Diese Wohnung war die Letzte.“
Doch was es dabei gab an Geschichten,
müsst Ihr selber uns berichten.
Wir wollen uns doch informieren
und möchten heut nur gratulieren.
Wer weiß denn, ob das Telefon
am neuen Orte klingelt schon.
Ihr ward vom Umzug so besessen,
dass Ihr die Schlüssel ganz vergessen.
Die Schlüssel, die, wie einst bei Ringen,
ein eignes neues Heim Euch bringen.
Ähnlich, wie bei Salz und Brot
ersparen sie Euch manche Not.
Wir wünschen dazu nur das Beste,
Gesundheit, Wohl und viele Gäste.
2009 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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