Gott verteilt den Dialekt

Ein Gedicht von Michael Adamitzki
Das Land, am siebten Tag „perfekt“,
es fehlt nur noch der Dialekt.
Am achten Tag war es soweit,
drum nahm der Schöpfer sich viel Zeit,
der Slang sollt ja zum Völkchen passen
und niemand seine Sprache hassen.

Jetzt wurd’ gesabbelt und geschnackt,
und wie man sonst zum Reden sagt,
sächsisch des is glosse, scheen –
icke kann det jut vastehn.
Alle unserm Herrgott danken,
Hessen, Preußen oder Franken.

Nur der Schwob steht traurig rum,
schaut an den lieben Gott ganz stumm.
Für ihn gab’s nicht das kleinste Stück
vom himmlisch Dialekteglück.
Ihn durchfuhr ein tiefer Schmerz,
der brachte Trauer in sein Herz.

Als dieses sah der liebe Gott,
war seine Stimme ohne Spott.
Er schaut nur liebevoll ihn an:
“Mein Freund was machen wir denn dann?
Du bisch doch maine Schöpfungsperle,
schwätz hald wia i, du nett’r Kerle.“

Informationen zum Gedicht: Gott verteilt den Dialekt

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10.07.2012
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