Geliebter Vater

Ein Gedicht von Linda Nowicki
Geliebter Vater,

die Menschen scheinen abwesend im Gedanken zu sein.
Arm an Ideen, einfallslos.

Sie sehen, fühlen.
Aber denken nicht.

So tiefgründig und vielschichtig ein Mensch auch sein mag,
Die Menschen sind blind und bewusstlos.

Fremd, abgeschreckt von Kunst und Literatur.
Hochnäsig, eigensüchtig, anstrengend.

Sie sehen aus einer Perspektive.
Ohne Motivation und Sympathie.

Elternlose Gedanken, inhaltslos.
Charakterlos und banal.

Die Welt ist abartig eintönig.
Abwertend gegenüber jeglichen Abnormalen, Einzigartigen.

Empathische, geniale Menschen leben abgeschieden,
versteckt von den abfälligen, missbilligen Blicken der Gesellschaft.

Depressiv zieht sich Kunst in die genialen Köpfe zurück,
Antriebslos hält die ehemals motivierte Feder inne,
Enttäuscht bleibt jegliches Instrument stumm.

Chancenlos versiegt das Genie in aller Menschheit,
hinterlässt sie denkfaul, alkoholisiert und fassungslos.

Und hat jemand eine Lösung für dies albtraumhaftes Problem?

Vater, es ist abscheulich.
Gesichterlose, hitzige Menschen, vermischt in einer fleischigen Masse.
Überfüllt, laut und dreckig.

Davon abgeschreckt, bin ich abgeneigt, diese chaotische Welt zu betreten.
Ein Teil davon zu sein.
Von dem anstößigen Klumpen entsetzlicher Eintönigkeit.

Belanglos, was Einzelne sagen, berichten, dichten.
Die Menschheit ist aggressiv, hysterisch. Farblos.

Jedoch,

Einzelne, mit genialen Gedanken,
heben sich sanft von der grauen Leinwand ab.
Kaum sichtbar, dennoch vorhanden.
Ein Hauch von Farbe. Von Kunst.

Charmant umschmeicheln sorgfältig gewählte Worte,
Erwecken Gedanken erneut zum Leben.
Und von erneuter Motivation
wird die Feder abermals ergriffen.

Liebliche Klänge dringen in die Ohren,
lassen die Menschen innehalten.
Tanzend singen die verstummten Instrumente,
Und entspannt horcht die Welt dem Spiel.

Der Mensch kann erweckt werden,
aus seinem aussichtslosen, benebelten Zustand.

Ist sie endgültig, die giftige Dummheit?
Ist der Wunsch nach Genie imaginär?

Die herzlose Gesellschaft lernt erneut zu Schätzen.
So instabil und beeinflussbar sie ist,
Die Gesellschaft lernt erneut zu Denken.
So alarmiert und faul sie ist,
Die Menschheit erkennt das Genie in ihr.

In Liebe.

Informationen zum Gedicht: Geliebter Vater

799 mal gelesen
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07.12.2016
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