Ganz schön brutal: Internet-Mobbing
Ein Gedicht von
Marcel Strömer
Den Tanz auf die Rasierklinge schicken. Üble Nachrede, Verleumdung, mit vollem Namen, beleidigendem Zusatz. Den Hass ins Internet festsetzen oder festnageln. Langgehegte und spitzzüngige Hoffnungswünsche auf Erstarrungs- und Erfrierungstode vorbereiten. Danach Haltung und Würde im eiskalten Blut ersäufen, gänzlich auslöschen. Rechtsbeugend, die Unschuld oder Gewissenhaftigkeit der Opfer öffentlich anfeinden und diskreditieren. Denen zum Fraß vorwerfen, die es lieben, in kollektiver Schwarmintelligenz Unrecht auszuformulieren und selbstgerecht dabei zu agieren. Die verblendeten Helden unserer Zeit, die Würger, Verletzer, die selbsternannten Richter und Vollstrecker. Die genussvollen Menschenquäler, die empfindungsarm Lächerlichkeit und Hohn intellektuell huldigen. Die immer allzu gerne eine Schlinge aus der selbstgestrickten Pseudomoral ihren ausgewählten Opfern leidenschaftlich anzulegen versuchen. Lüsternes Hyänengerangel dankt anhaltend-wahnhaftem Trotz. Der Pilgerweg der aufgestauten Wut, nachhaltig aber hinterhältig. In bittersüßer Selbstverliebtheit folgender Triumpf der Opfer-Sammler. Schmierige Schadenfreude, geschuldet der gegenseitigen Schulterklopfmentalität. Irre Pseudomoral, kranke Selbstjustiz und durchtriebene Rechtsansprüche besudeln jede Art von Wahrheitsbegrifflichkeit und Wahrheitsverständnis der wirklich Liebenden. Die Rasierklinge wird mit der Zeit stumpf oder sie rostet. Doch bis dahin fordert die Unterdrückungskultur unzählig unsägliches Leid, unsichtbar angehäuft.
© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 07.02.2016)
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