Fremdbildnis

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Fremdbildnis

Wer nur nach dem Bild des Spiegels fragt,
Der lebt sein Leben ohne Imagination,
Weil er an äußerer Perfektion verzagt,
Ihm das Schönheitsideal die ewige Fron.

Natürlich will er gerne glänzen,
Meint, Äußeres sei doch schon Geist,
Doch stößt er damit rasch an Grenzen,
Weil Äußerliches ja oft nur gleißt.

Das bemerken auch seine Gegenüber,
Denn Feinduft, Lächeln reichen nicht,
Bringen von selbst keine Substanz herüber,
So verdampft der Nimbus im Licht.

Wiederum so manche meinen,
Vielreden wäre schon Eloquenz,
Wodurch eben nur Sein als Scheinen,
Damit erschlägt man auch die Intelligenz!

Wer niemals darauf schaut,
Wie Mitmenschen ihn sehen,
Weil er nur auf seinen Nimbus baut,
Der wird wunderlich im Leben stehen...

Selten sind Fremdbilder alle identisch
Mit dem Selbstbild, das einer von sich hat,
Denn die Öffentlichkeit bleibt wetterwendisch
Und sieht oftmals so gar nicht die reife Tat.


©Hans Hartmut Karg
2022

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Informationen zum Gedicht: Fremdbildnis

55 mal gelesen
05.04.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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