Erinnerung an einen lieben Menschen
Ein Gedicht von
Angelika Zädow
Erinnerungen kramen
in den Schubladen ihres Kopfes
wühlen sich
durch Dinge der Vergangenheit:
die Enkel,
die als Kinder immer Postkarten schickten
der Ostseeurlaub,
von dem sie die kleinen Muscheln mit brachte
der verstorbene Mann,
der stets mit blauem Füllfederhalter schrieb
die Doppelkopfabende mit den Nachbarn,
für die Pfennige gesammelt wurden
die Familienwochenenden,
für die sie ihren Käsekuchen buk,
die Eltern,
deren Stolz der eigene Bauernhof war
ihr erster Verehrer,
mit dem sie so gerne tanzen ging
die Schulzeit,
in der sie meistens Klassenbeste war
Momentaufnahmen des Lebens
schwirren durcheinander,
verbinden sich mit der Gegenwart zu
bizarren Kunstwerken
War nicht vorhin ihr erster Freund
mit dem Hofhund zu Besuch?
Wann kamen endlich die Eltern
zum Kartenspielen?
Richtig lecker war der Käsekuchen,
in dem die Muscheln versteckt waren.
Und so schön die Postkarten,
die ihren Verehrer zeigten.
Was ist richtig, was falsch?
Absurd diese Frage –
es zählt das Jetzt,
dieser Augenblick allein ist die Wahrheit
einen Wimpernschlag lang
und dann wird alles
schon wieder neu
bunt ist das Leben
bis zuletzt
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