Er – nach Yokohama ...
Ein Gedicht von
Annelie Kelch
Ein allerletzter Kuss im Morgengrau,
dann musst du gehn ...
nimm mit aufs Meer hinaus
die allerletzte Zärtlichkeit.
Nicht meine Tränen
und die Ungewissheit auf die Frage,
ob wir in diesem Leben uns je wiedersehn.
Die Welt, sie geht deshalb nicht unter -
wir sind nur eines von zig jungen Paaren.
Ich werde jeden Tag um kurz vor drei
am Hafen stehn - und auf die Fenster spähn,
dahinter wir noch gestern glücklich waren.
Und denk an mich, Chérie, wenn dir im
Kamon-yama-Park ein Blumenmädchen -
aus Yokohama schöne runde Augen macht -
mit einem Mund, rot, wie im Noge-Viertel die Laternen.
Ich teile meine Sehnsucht mit den hellen Sternen.
Mein Herz begleitet dich bei Tag und auch bei Nacht.
Und komm bald wieder, anderenfalls verwelke ich -
wie eine Geisha nach der hundertzehnten Partynacht.
Verstummen würden ihr Gesang
und alle anderen schönen Künste,
darin sie es zu einem guten Ruf gebracht.
Ach übrigens: Ich lerne momentan ...
die Teezeromonie – in meinem Kleiderschrank
hängt, ungeduldig schon, ein neuer Kimono -
von edlem Stoff und mit Motiven drauf aus Shakotan*¹.
Mit Ikebana, Liebster, ich seit Wochen
vergnügt und heiter jeden neuen Tag beginne;
der Duft der zarten Blüten macht mich froh,
betäubt die Sehnsucht mir und auch die Sinne.
Wann sticht dein Schiff in See? - Ich warte so ...
lch warte längst auf dich - am Ballinkai …
Du weißt: In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt ...*² - Ich warte und ich hoffe -
auf deine Wiederkehr zum Frühlingsfest im Mai.
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