Drachenlied
Ein Gedicht von
Jürgen Wagner
Im Land, da wohnt ein Drache
da haust doch so ein Tier
Vielleicht eine Ursache
für all das Unglück hier
Der könnt' uns noch verschlingen
und würd' uns wohl zerstör'n
Wer kann ihn denn bezwingen
wer könnte ihn mal stör'n?
Er hütet große Schätze
von dem, was war und ist
Auf all die heil'gen Sätze
ist er nicht so erpicht
Er wohnt in tiefen Höhlen
im Schoße uns'rer Erd'
Man sollt' ihn einfach töten
und wär' dann hochgeehrt
Die Jungfrau ist gefangen
in seinem dunklen Reich
Man könnte sie erlangen
mit einem Todesstreich
Wer immer ihn doch achtet
Wer immer ihn auch lässt
Wer immer ihn betrachtet
Wer immer ihn hochschätzt -
Dem kann was Neues werden
der wird bereichert geh'n
Vielleicht gibt es auch Scherben
und Altes mag vergeh'n
Der Drache als mythische Projektion vereinigt in sich die Attribute des Reptils, des Vogels und des Raubtiers. Er wurde dann noch einmal überhöht zum Symbol des Chaos, über den der Kosmos (die Ordnung) Herr werden muss. So ist es beispielhaft belegt im babylonischen Mythos, wo Marduk Tiamat besiegt und spaltet (unter-scheidet) und dadurch entsteht die Welt. Die Märchen und Sagen haben diese Figur gerne und oft aufgegriffen und ausgestaltet. Überlebt hat er bis in unsere Zeit z.B. als (aggressiveres oder gemildertes) Tattoo und durch Filme.
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