Die Zwiebel (Anekdote)

Ein Gedicht von Christoph Hartlieb
….Es starb ein schäbig-böses Weib
und ward gestürzt ins Feuermeer,
wo sie an Seele litt und Leib.
Ihr Schutzengel ertrug`s nur schwer.
Er fragte: Hat sie nicht vollbracht
nur eine gute Tat im Leben?
Ja, einmal hat sie mit Bedacht
ein Zwiebelpflänzchen weggegeben.
….Als Gott dies hörte, sagte er:
Halt es ihr hin, sie soll es fassen.
Glückt ihr der Aufstieg bis hierher,
sei sie ins Paradies gelassen.
….Der Engel kehrte froh zurück.
Nur Mut. Ich will dir Rettung bringen.
Die Zwiebel war und ist dein Glück.
Greif zu, vielleicht wird es gelingen.
….Sie griff begierig nach der Pflanze,
und langsam ging es aufwärts dann.
Doch als die andern sahn das Ganze,
da klammerten sie sich noch an.
Sie stieß sie fort mit ihren Füßen,
schlug um sich voller Zorn und Gier.
Ihr Sünder, ihr sollt weiterbüßen.
Das Zwiebelchen gehört nur mir.
….Im Nu das Pflänzchen da zerbricht,
und nieder stürzt mit lauter Klage
der rücksichtslose Bösewicht
und brennt dort bis zum heut`gen Tage.
(nach F. Dostojewski)
Silesio

Informationen zum Gedicht: Die Zwiebel (Anekdote)

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03.01.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christoph Hartlieb) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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