Die Weide

Ein Gedicht von Jürgen Wagner
Am Wasser gebaut,
dem Winde vertraut

So biegsam und weich,
schmerzlindernd und reich

Vital voller Leben:
sie hat was zu geben

Bewegt und gelassen -
das kann uns erfassen!


Anm.: Die Weide als Wasserbaum ist eine 'Mutter' - seit alters her mit dem Mond verbunden, mit Heilkraft und mit künstlerischer Inspiration. Ihre Fruchtbarkeit ist enorm und ihre regenerative Kraft bewundernswert. Bruchstücke, die der Sturm übrig gelassen hat, treiben alsbald wieder ganze Bündel von neuen Ruten aus. Als Einzelbaum wird sie im besten Fall 120 Jahre alt, aber ihre Triebe wachsen lange darüber hinaus weiter. Viele Göttinnen der alten Welt hatten ihre Weiden. Der Wind in den Zweigen schenkte den Dichtern Eingebungen, aus dem Holz stellte man Flöten und Harfen her. In christlicher Zeit wurde er mit den Hexen in Verbindung gebracht, aber seine Heilkräfte und die Herstellung von Körben und Besen aus den biegsamen Ruten machten ihn unentbehrlich für die Menschen. Der Wirkstoff der Weide, das Salicin, ist noch heute die Basis des Aspririn. Die Weide, die sich gerne in Flussauen ansiedelt, wehrt damit Krankheiten ab, die durch die große Feuchtigkeit entstehen. Weidenruten werden als Wünschelruten verwendet, da Weidenholz stark auf Wasser anspricht. Dass wir uns zu Weiden hingezogen fühlen, hat auch damit zu tun, dass mit dem Wasser das Reich der Gefühle einhergeht, die sie wecken können. Der Kontakt mit den mütterlichen Gründen kann ins Träumen führen oder in die Schwere des Wassers und des Gemütes, aber auch ins Übersinnliche und Kreative.

Informationen zum Gedicht: Die Weide

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15.05.2017
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jürgen Wagner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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