Die unbekannte Bekannte

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Im Bus der Linie 304
saß sie täglich neben mir.
Wenn ich an der Türe stand,
kam sie pustend angerannt.
Beim Einstieg ihre Schuhe knallten,
dass sie durch die Reihen schallten.

Haare richten, Spiegel sehen,
dann erst zu den Nachbarn drehen.
Tagelang sie mit uns schmollte,
wenn sie mit uns reden sollte.
Langsam taute sie dann auf,
erzählte ihren Lebenslauf.

Schule, Lehre, Studienplatz,
nebenbei ein Liebesschatz.
unvorsichtig war‘ s gescheh‘ n,
bald konnte es jeder sehn.
Ihr Schatz machte groß Geschrei,
dann waren er und Liebe vorbei.

Zwei Jahre blieb sie zu haus,
dann hielt sie es nicht mehr aus.
Nun war sie eine Küchenkraft,
die am Tage tüchtig schafft.
Hielt der Bus vorm Kindergarten,
sahen wir ihren Jungen schon warten.

Ich fuhr weiter, sie eilte nach Haus,
eigentlich wär die Geschichte aus.
Doch die Schöne ließ mir keine Ruh,
ich dachte an sie immerzu.
In des Supermarktes Käuferscharen
hätt ich sie beinahe umgefahren.

Sie stürzte und ich half ihr auf,
so nahm die Liebe ihren Lauf.
Ich habe die Gelegenheit genutzt
und sie ganz schnell abgeputzt.
Dann brachte ich sie als Kavalier
direkt nach Haus bis vor die Tür.

Später einmal gestand sie mir,
auch sie war mit dem Auto hier.
Auch sie wollte die Gelegenheit
nutzen nach so langer Zeit.
Sie brachte nur das Kind ins Bett,
dann machten wir es uns ganz nett.

Ich will Euch nur so viel verraten,
es gab zum Frühstück Ei, gebraten.

07.01.2018 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Die unbekannte Bekannte

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07.01.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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