Die Liebeseiche
Im Sommer an der Würstchenbude
traf ich urplötzlich die Gertrude.
Sie war eine Jugendbekannte,
die mich dereinst zum „Freund“ ernannte.
Ich durfte mit der Uni ringen,
abends ihr auch ein Ständchen bringen,
bis sie gnädig zur Haustür eilte
und dies und das dann mit mir teilte.
Ein anderer sang besonders laut
nahm sie dann als „werdende“ Braut.
Doch sei er beim Hobby umgekarrt
hat sie mir nun weinend offenbart.
Als Witwe sei das Leben hier schwer,
ein guter Partner fehle ihr sehr.
Männer gebe es nun zwar en gros,
doch sie wollten alle nur mal so.
Ich empfahl für Schöne und Reiche
die Eutiner Bräutigamseiche.
Dort könne sie stundenlang lesen,
was man so sucht und was gewesen.
„Eine Eiche?“ fragte Gertrude,
ob ich sie denn für dumm verlude.
„Das ist wohl dein täglich Stammlokal,
Bier und Tanz mit kläglich Damenwahl?“
Ich musste ihr erst Whisky spenden,
und auch mein ganzes Wissen senden,
ehe sie mich dort zum Buchstand zog,
und mit mir den Atlas überflog.
Eutin wurde mit viel Müh entdeckt,
nur deren Eiche blieb uns versteckt.
„Das hat hier alles doch keinen Sinn,
ich steige ins Auto und fahr hin!“
Gertrude mich kurz anklingelte
als sie auf vier Rädern tingelte.
Sie tingelte so den ganzen Tag,
weil das Eutin weit im Norden lag.
Ein Picknickkörbchen hielt sie in Form,
nur der Spritverbrauch war ganz enorm.
Und endlich war sie angekommen
hat an der Eiche Platz genommen.
Dort junge Leute Koffer brachten
in denen hundert Briefe lachten.
Gertrude las und liest noch immer,
ich sah sie seit dem Tage nimmer.
11.01.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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