Die Kirche und die Depression

Ein Gedicht von Pfauenfeder
Auch, wenn ich nichts von Kirchen halte,
Betret' ich manchmal doch die alte
Uns'rer Stadt.
Auch, wenn ich nicht die Hände falte
Und in mir fremdem Brauch erkalte,
Gibt es mir Halt.

Denn, nur meinetwegen komm' ich,
Nicht ob den Schriften, ob Erlösern.
Da ist ein Raum, dort brennen herrlich
Helle Kerzen für die Seele.

Und dann steh' ich bei der Kerze
Halt' die kalte Hand darüber
Und stell mir vor wie auf mein Herze
Ihre Wärme ganz geht über.

Oft geweint und oft verzweifelt,
Stand ich schon in diesem Raum.
An der ganzen Welt gezweifelt
Und erst Recht an meinem Traum.

Doch so oft ich auch zerbrach,
Flickten die Kerzen mich zusammen;
Wenn ich in ihre Flamme sprach,
Hielt ich mein Herzmosaik beisammen.

So kam es, dass bei mir daheim
Ein Freund aus Wachs auch sollte sein.
Er steht an meinem Tische freundlich;
Ich wünsch' so sehr und hoff, dass er mich,
Oh ja, ich hoff' es bis zuletzt;
Mich wieder wärmer fühlen lässt.

Informationen zum Gedicht: Die Kirche und die Depression

79 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
18.11.2023
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
Anzeige