Die Heimat nicht vergessen
Habt ihr die Annonce gelesen,
die neulich in der Zeitung gewesen?
Die Traueranzeige der Enkel und Kinder,
meist Patchwork, mehr oder minder,
Die Verstorbene, aus der Heimat vertrieben,
ist doch der Heimat treu geblieben.
Früher fuhr sie mit der Bahn kreuz und quer,
später musste das Fahrrad her.
Als sie kreuzlahm wurde mit den Jahren,
ist sie bequem mit dem Auto gefahren.
Sie besuchte noch manche Stelle,
selbst Schneekoppe und Elbequelle.
Vom Gubener Bismarckturm steht keine Säule,
dafür bei Wüstewaltersdorf die Hohe Eule.
Und sie hat die Dampferfahrten genossen
auf der Oder an der Brücke bei Crossen.
Die Gräber der Ahnen gibt es nicht mehr,
das Friedhofsgrundstück ist völlig leer.
Von der einstigen Begräbniskultur
blieb uns die Erinnerung nur.
Heut wird sie begraben im Lausitzer Land,
wo sie nach dem Krieg neue Heimat fand.
Gebt ihr die Ehre, es ist keine Schand,
bedeckt sie mit Erde, weil Ruhe sie fand.
28.08.2020 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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