Die Heiligen Mauern von Wien

Ein Gedicht von Christian Penz
Ich wuchs im Schatten von ihr auf
Weil sie sich wie ein Gebirge erstreckt
Unsere Eltern wollten uns bestrafen
Sie hat uns immer vor ihnen versteckt
Wir wussten sie beschützt uns
Vor allem Bösen auf dieser Welt
Du gabst mir immer den Mut
Der sich jedem Gegner entgegenstellt

Wir preisen dich großes Mauerwerk
Von Gottes Segen bist du gestützt
Wir sind ein jeder ein Stein von dir
Unsere Heilige Mauer von Wien
Ein Hoch auf dich großes Mauerwerk
Das uns von allem Übel beschützt
Denn wir sind alle Steine von dir
Unsere Heilige Mauer von Wien

Der Teufel kam von Süden her
Belgrad lag in Flammen da
Es war der Herbst 1529
Als Folgendes geschah
Vom Stephansdom sah man die Armee
Wie ein schwarzes Meer heranziehn
Am 24. September standen sie da
Vor den Mauern Wien

Ist die Hölle auch schon hier
Werde ich niemals von hier fliehn
Denn sie wird uns beschützen
Die Heilige Mauer von Wien
Gebt mir Lanze, gebt mir Schwert
Ich werde mit euch ziehen
Um sie zu unterstützen
Die Heilige Mauer von Wien

Stille durchzog die Straßen
Als zöge der Gevatter seine Runde
Die Teufel hoben schon Gräber aus
Als schlüge unsere letzte Stunde
Noch einmal sprach der Teufel
Mit verführerischem Zungenschlag
Doch wir kapitulieren nicht
Sondern wollen kämpfen bis zum jüngsten Tag

Mit Treue und Tugend werden
Wir der Versuchung nicht verfallen
Wir bleiben unseren Heimat treu
Wie die Heiligen Mauern von Wien
Sie können mit Kanonen schießen
Mit markerschütternden Knallen
Doch wie wir, wird sie nicht fallen
Unsere Heilige Mauer von Wien

Wir wollten nicht verharren
So überfielen wir sie bei Nacht
Der Kaiser war nicht da aber
Die Lanzenträger halfen uns in der Schlacht
Wir füllten die ausgehobenen Gräben
Mit dem roten Blut der Teufelsbrut
Dann zogen wir hinter die Mauern
und blieben wieder auf der Hut

Der Reif überzog das schwarze Blut
In dem gefrorenen Schlamm
Die Teufel sollen sich fürchten
Vor der Heiligen Mauer von Wien
Denn nichts wird sie je brechen
Diesen unüberwindbaren Damm
Das werde ich allen hier Versprechen
Die Heiligen Mauern von Wien

Das Wasser begann zu kräuseln
Die Explosion erschütterte die Erde
Eine Presche in der Mauer entstand
Kommt, auf das jeder zur Mauer werde
Wir bleiben fest, wir bleiben hart
Damit der Teufel nicht die Stadt betritt
Das Hemd schon rot vom Blut
Jedoch weich ich mit keinem Schritt

Wir weichen nicht, wir gehen nicht
Ich bleibe auf ewig hier
Denn wir sind ein Teil von ihr
Der Heiligen Mauern von Wien
Ich werde auch nicht mal weichen
Wenn ich mein Leben verlier
Denn dann werd ich ein Teil von ihr
Der Heiligen Mauern von Wien

Wir sitzen hier, heben das Glas
Wir haben den Sieg errungen
Die Teufel sind geflohen
Wir haben sie alle bezwungen
Gegen Wille, Tugend und Glaube
erringt das Böse keine Siege
Meine Freunde wollen wir feiern
Dann hebt ihr zu Ehre die Krüge

Wir preisen dich großes Mauerwerk
Dass uns alle hier umschließt
Wir alle verehren dich
Oh Heilige Mauern von Wien
Du lässt das Böse niemals rein
Wie es auch in meinem Herzen ist
So wie du, bin ich ein Teil von dir
Oh Heilige Mauer von Wien

Informationen zum Gedicht: Die Heiligen Mauern von Wien

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10.01.2022
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