Die Freiheit

Ein Gedicht von Klaus Lutz
Ich lebe in einer Höhle. Ernähre mich von
Pflanzen. Sitze hin und wieder am Baum.
Gehe öfter an den See. Stehe am Strand.
Denke über das Gefängnis nach. Über
diese Welt. Und wo es noch Freiheit gibt!

Ich lebe in einer Höhle. Gehe manchmal
in den Wald. Rede mit den Bäumen. Singe
mit den Blumen. Fühle mit den Pflanzen.
Denke über das Leben nach. Über den
Mensch. Und wo es noch Freiheit gibt!

Ich lebe in einer Höhle. Ohne Radio. Ohne
Fernseher. Ohne Internet. Liege im Gras.
Fühle die Stille. Sehe den Himmel. Finde
die Liebe. Denke über die Welt nach. Über
die Kunst. Und wo es noch Freiheit gibt!

Ich lebe in einer Höhle. Bin der Freund der
Sonne. Der Bruder der Sterne. Der Gast der
Natur. Sehe wie das Leben gibt. Wie die Tage
blühen. Wie das Licht küsst. Wie die Welt
liebt. Wann die Freiheit lebt!


(C)Klaus Lutz

Kokain

Ich hatte gerade einen Kokainentzug. Fünf
Linien waren es täglich. Die ich mir durch
die Nase gezogen habe. Jetzt nach dem
vierten Entzug bin ich frei. Beim ersten
Entzug habe ich prompt auf gehört. Von
heute auf morgen. Was zu einem Heißhunger
nach Torte geführt hat. Und dann nach
vierzig Kilo an Übergewicht. Zu einem
Rückfall in die Sucht.

Beim zweiten Entzug war es besser. Ich
habe mir nur noch vier Linien rein gezogen.
Für eine Woche. Bekam dann aber Heißhunger
nach Kartoffelpuffer. Ich bekam zwar kein
Übergewicht. Aber dafür grüne Ohren von
den Puffern. Ohren aus der Welt der
Kartoffelpuffer. Ein seltenes Phänomen.
Das normal nur nach dem Entzug von Cola
auftritt.

Beim dritten Entzug war es daneben. Ich
habe mir nur drei Linien rein gezogen.
Morgens, Mittags und Abends. Bekam dann
aber eine Schwäche für Ritterfilme.
Ritterfilme mit Ritterturnieren. Ritterfilme
mit Ritterkämpfen. Ritterfilme mit
Ritterhelden. Bis mir mein Pfarrer zu
Spargelsuppe geraten hat. Einmal
täglich. Und dann konnte ich keine
Ritterfilme mehr sehen.

Beim vierten Entzug habe ich es dann
gepackt. Und habe meinen Fehler erkannt.
Den Fehler bei allen Entzügen. Es waren
Pfefferminzbonbons. Die Pfefferminzbonbons
die bei jedem Entzug gelutscht habe. Die
haben das Gehirn informiert. Es kommt
zwar kein Kokain mehr. Aber der
Pfefferminzbonbonnachschub ist sicher.
Keine Angst. Die Pfefferminzbonbons
haben das Gehirn getäuscht. Darauf bin
ich ganz allein gekommen. Und habe so
das Kokain besiegt.

Nun die frohe Botschaft für Euch. Ich bin
wieder ein freier Mensch. Ein glücklicher
Mensch. Ein wertvoller Mensch. Denn ich
gehe wieder den Weg der Wahrheit. Den
Weg der Gerechten. Den Weg der Freiheit.
Ich liebe wieder das Leben. Fühle mich
wieder stark und unbesiegbar. Und nehme
das Kokain nicht mehr. Und deale nur
noch mit dem Zeug. Und bin jetzt
stinkreich. Meine Freunde. Bei Euch kann
ich mir diese Ehrlichkeit noch erlauben.
Denn ihr seid Künstler. Und versteht
euren Kollegen. In liebe Klaus !

(C)Klaus Lutz

15.6.2021

Informationen zum Gedicht: Die Freiheit

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16.09.2021
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