Dezember, Ende und Neubeginn
….Dezember ist des Jahres Schluss,
weil irgendwann halt Schluss sein muss
im Duodezimalsystem,
wie´s irgendwer erfand vordem.
Normalerweise ist jetzt Winter,
wenn´s jemand leugnet, ja, dann spinnt er,
das heißt, die Durchschnittstemp´ratur
ist mäßig und bescheiden nur,
um null herum und oft noch kälter –
ein Zustand, wenigen gefällt er,
mir beispielsweise gar nicht mehr,
weshalb ich gern woanders wär,
sei´s Madagaskar, sei´s Hawai,
genau gesagt als Nackedei.
In Skandinavien aber schützen
die Menschen sich mit Pudelmützen,
mit Fellhandschuhen und mit Schal,
sonst endet es für sie fatal.
Erst recht bedecke Hals und Hände,
wer nunmehr wandert durchs Gelände,
weil Stürme, die vom Nordpol pfeifen,
so toben, peitschen, picksen, kneifen,
dass man sein Wagnis schnell verflucht
und wieder Schutz im Innern sucht.
Es ist doch deutlich angenehmer,
vor allen Dingen viel bequemer,
mit selbstgestrickten Schafwollsocken
sich eng vor den Kamin zu hocken,
Kamillentee mit Grog zu schlucken
und nachdenklich ins Nichts zu kucken.
….Doch nicht nur das. Es ist die Zeit,
wo´s hin und wieder richtig schneit,
was oft schön aussieht, aber ehrlich,
auch hinderlich ist und beschwerlich.
….Soweit Dezembers eine Seite.
Es gibt zum Glück auch eine zweite.
Denn irgendwann zum Monatsende
geschieht die Wintersonnenwende,
obwohl da letztlich nichts geschieht,
was jemand hört, spürt oder sieht.
Es ist im Grunde mehr ein Wissen
der Leute, die es wissen müssen,
den Blick gerichtet in die Ferne,
genau genommen, in die Sterne,
wo irgendwo geschrieben steht
dass es nun langsam aufwärts geht,
nicht überall und allgemein
bei Arm und Reich, bei Groß und Klein,
nein, weil die Tage nun auf Erden
allmählich wieder länger werden.
Das nur zu wissen, tut schon gut
und gibt im Dunkel neuen Mut.
….Dezember also zwiegesichtig,
wie oft im Leben doppelschichtig:
Viel Kälte gibt´s und Dunkelheit,
gleichzeitig Hoffnung, die befreit.
Silesio
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