Der wilde Charme einer Sommernacht *
Ein Gedicht von
Horst Hesche
Die Tagesschwüle schwindet mit der Dunkelheit.
Kein einz'ger Stern will sich heut zeigen.
Die Finsternis währt himmelsweit.
Die Nacht hüllt sich in tiefes Schweigen.
Hier am Wegesrand steht die Laterne,
spendet nur ganz spärlich Licht.
Donnergrollen in der Ferne.
Feuerschein, der diese Finsternis durchbricht
Frisch und aromatisch wird jetzt die Nacht.
Bäume atmen richtig frei.
Rosenduft strömt merklich sacht.
Am Kirschbaum rennt ein Igel schnell vorbei.
Auf der Terrasse war Tante Anna eingenickt
und auf dem Tische, ganz daneben,
saß ein Waschbär ganz entzückt
und freute sich, einmal so gut zu leben.
Er nippte aus der Schale und fraß gleich das Gebäck,
langte nach dem Weinglas, doch das fiel runter.
Jetzt wollte der Geselle nichts als weg
und sprang vor Schreck hinunter.
Er fiel der Tante Anna in den Schoß.
Mit ihrem Hilfsschrei hat sie alle aufgeweckt.
Die hatten gleich die Frage: „Was ist los`“
„Wer hat die alte Dame hingestreckt?"
Alle Nachbarn waren jetzt bemüht mit einer Frage:
Was macht die Anna nachts auf der Terrasse?
Die war halb nackt und lag schon auf der Trage.
Sie forderte, dass sich die Polizei damit befasse.
Sie zeigte ihre Schrammen an Dickbein und am Bauch.
„ Wo ist der Täter? Dieses Schwein!“
Spurlos verschwunden! Ohne Schall und Rauch!
Wer konnte nur so mies und grausam sein!
Im Dunkeln einer Nacht ist manches schon geschehn!
Nicht alle finden da die Ruh!
Die Sommernächte sind doch wirklich schön!
Drum schließe deine Äuglein nicht gleich zu!
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