Der Sandmann

Ein Gedicht von Joshua Coan
Staub in der Lunge, Staub auf der Zunge, und Sand wenn ich mit den Zähnen knirsche.
Busch als Schuhwerk geflochten, hält mich oben, im Backofen der Dünen verloren.
Vom Himmel segnet mich das Licht, aller Götter, so überirdisch heiß, dass mein sterblicher Leib, zur Dattel reduziert, und mein Blut in den Venen verklumpt.
In der Hosentasche, eine Uhr, ganz aus Gold und ohne Zeiger.
Ameisen montieren die Ziffern ab, sie fressen die Zeit, präzise mit chirurgischen Zangen im Maul.
Vor den müden Augen flackert die Luft, ein heißer Wind von unten.
Doch glänzt wo der Sand sich legt, ein Meer.
Ein Weg dem Auge nah, dem Leben zu lang.
Ameisen in den Ohren, auch im Nasenloch.
Doch bin ich nicht ganz verloren, sie schmecken etwas säuerlich.
Da oben, wo nur mein Gedanke hinreicht, und kratzt am weißen Stahl, vergeblich sich klammert, es fliegt davon, unwissend, dass ich, wie eine Ameise im Sande, um mein Leben bange.
Ein weißer Streifen wie ein Schnitt, am verdammten Lügenhimmel.
Kann es diesen Turbinenstaub, nicht auf meine Zunge regnen?
Schau, es löst sich auf, zu Luft, als wäre es nie gewesen.
Wer wird mich verscharren?
Wenn ich vorher falle im Sand?
Nicht einmal die Geier können mich finden, so nutztlos wird selbst mein Tod hier sein.
Nur ihr treuen, verfluchten Ameisen, bleibt mir, als teilnahmslose Freunde, die meinen Schweißrest trinken und in die Schatten meiner Löcher flüchten.
Zum Glück hab ich die Scherbe noch.
Ein Stück Glas, dass ich fand im Sand.
Die Schärfe treibt Keil durch Haut und Fleisch, ein Graben der sich füllt mit Blut, so quälend langsam.
Ich lecke mein Blut aus den Armen.
Mit offenen Armen erreich ich das Meer.
Tief blau, endlos weit, den Anblick geb ich nicht mehr her.
Die letzten Meter auf Knieen und Ellenbögen gekrochen, der Wille ungebrochen, nur etwas ramponiert.
Die Klippe roll mich hinab, soll es hier enden, dann ist es ein schönes Grab, mit Blick auf´s Meer und kühler Brise, die mich kitzelt im Gesicht.
So lieg ich da, unweit der ersten Gischt, und ein Wrack wie ein Haus aus Rost, wiegt sich in den Wellen.
Es schießt in mein Gesicht, mir hinab den Rachen, so dreckig und verdorben körnig.
Herrliches Salzwasser.


JC

Informationen zum Gedicht: Der Sandmann

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31.01.2020
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