Der Regenwurm

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Weg ist der Regenwurm auf unserem Hof,
der war genau so lang wie doof.
Als ich gerade beim Kaffee sitze,
schaut aus dem Pflaster eine Spitze.
Ich denke schon, ich hab nen Stich,
denn diese Spitze ändert sich.

Das Vorderteil machte sich lang,
das Hinterteil zur Seite schwang.
Und endlich schob sich mit der Spitze
ein fetter Regenwurm aus einer Ritze.
Wie ein Bergmann wollte er Licht,
denn in der Erde gibt es sowas nicht.

Doch dann hat er schnell festgestellt,
dass der Beton die Wärme hält.
Die Katze hätte bei heißen Pfoten
einen Schnellstart nur geboten.
Er hat sich hoch aufgerichtet,
doch ringsum nur Beton gesichtet.

Dabei ein Spatz auf unserer Leine saß,
in Gedanken schon den Wurm auffraß.
Von oben trieb ihn seine neue Braut,
doch noch hat er sich nicht getraut.
Erst als ich ihm den Rücken drehte,
schoss er los wie eine dicke Rakete.

Der Spatz ist schnell vorbei geflogen,
hat mit der Kralle kurz gezogen.
Dann flog er mit der Beute schwer,
die andern folgten eilig hinterher.
Das wurde für alle ein fettes Mahl,
trotz der hungrigen Kinderzahl.

Der Regenwurm sah nur das Licht,
doch die Gefahren kannte er nicht.
Ohne Wissen und ohne Erfahrung
wird man schnell der andern Nahrung.
Im Tierreich ist das so gut zu sehen,
der Mensch muss erst in Urlaub gehen.

07.09.2017 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Regenwurm

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26.09.2017
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