Der Nachbar
Ein Gedicht von
Klaus Lutz
Er hämmert und poltert seit Monaten. Tag und Nacht. Mit
stärker und stärker werdender Begeisterung. Nur mit
kleinen Pausenzeiten. Völlig unklar ist dabei: "Renoviert er
die Wohnung? Ist das sein Spielplatz? Sein Hobby? Der
Wahnsinn? Die neue Normalität des Lebens? Ist das seine
Zeit als Kämpfer? Die Welt als Wohnung. Die er mit
Bohrmaschine erobert. Oder hat er keinen Plan? Was er,
mit seiner Zeit, sonst, anfangen soll!
Stört er dabei die Nachbarn? Nervt er die Leute? Findet er
etwas beim Lärmen? Hat dieses Leben einen Zauber: "Wenn
Rücksicht ein Fremdwort bleibt! Wenn Entdeckungen keinen
Verstand treffen! Wenn Lebendigkeit nur Krawall bedeutet!"
Trägt dann ein Mensch die Liebe in sich? Lebt er dann noch
auf dieser Welt? Sieht er dann noch Licht? Trifft er dann
noch normale Entscheidungen? Hat ihn dann, jemals, das
Denken berührt?
Er hat ein Werk zu erschaffen. Es geht dabei nicht um die
Wohnung. Nicht um die Renovierung. Nicht um die Nervereien.
Es geht dabei um den Sieg. Das Gefühl er lebt. Er nervt die
Menschen. Er bringt Lärm ins Leben. Er gibt der Welt etwas
mehr an Chaos! Er nimmt Nachbarn den Frieden. Er nimmt
Alten die Ruhe. Er nimmt Menschen jede Freude. Er ist
Glücklich. Er lebt ohne jedes Denken. Und lebt so seine
Freiheit!
Ich habe den Mann einmal getroffen. Mich kurz mit Ihm
Unterhalten. Über die Renovierung. Die Zeit die sie dauert.
Seine Augen haben gestrahlt. Sein Wesen war freundlich. Seine
Sprache sehr bestimmt. Er lebt sicher in seiner Welt. Hat da
seine Freude. Findet da sein Glück. Hämmert, bohrt und poltert
da mit Spaß. Sieht jedoch nicht die Welt der anderen Menschen.
Denen er alles nimmt: "Jede Glück! Jede Freude! Und jeden
Spaß!"
(C)Klaus Lutz
26.1.2022
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