Der Gottgleiche

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Der Gottgleiche

Der Mensch will nah den Göttern sein,
Sich von der Sterblichkeit befreien.
Doch bleibt er damit viel allein,
Selbst wo die Seelen er hört schreien.

Wir alle bleiben Schöpfungskinder,
Geboren aus der Hand des Gottes,
Der zugleich auch Angstüberwinder
Und Retter unseres Seelenbootes.

Leichter hat sich das vorgestellt
Der Mensch, der doch bedürftig
Sich anerkannt sieht in der Welt,
Wo alles reich und niemals dürftig.

Da muss er sich schon selber finden,
Sich nähern und doch auch entfernen,
Dem vielen Alten sich entwinden,
Um sich aufs Neue zu besternen.

Mitunter fesseln ihn Auskünfte,
Die dauerhaft scheinbar erschlossen
Gerade nichts als Hirngespinste
Fest in die Seele sind gegossen.

Je mehr er sich davon befreit,
Gerade, weil er ebenbildlich
Dem Gotte, der ihm gibt Geleit,
Desto mehr wird er ja vorbildlich.

Bleibt ihm der Himmel oft suspekt,
Wenn er ihn gar nicht sehen kann,
So fordert er für sich Respekt,
Verrennt sich nicht im Ego-Wahn.

Duldung darf er ja nicht erschlagen,
Nicht morden das Sittengesetz,
Sich radikal nicht unterhaken,
Wo nichts als Dummheit und Gehetz.

Dies alles fällt ihm nicht vom Himmel,
Ist nur mit Anstrengung zu haben,
Wenn in dem Angebotsgewimmel
Er menschlich will auf Erden traben.

Gott, rette sein Daimonion
Als Wirkkraft, um göttlich zu werden,
Befrei' von Wahn und Opium,
Damit er Teil der Gottgeehrten!


©Hans Hartmut Karg
2020

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Informationen zum Gedicht: Der Gottgleiche

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22.08.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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