Der geschüttelte Zauberlehrling
Ein Gedicht von
Heinz Säring
Der geschüttelte Zauberlehrling
frei nach
Johann Wolfgang von Goethe
Mit seinem Sport-Zivil-Karren
will heut mein Chef nach Kiel fahren.
Ich nehme gern die Pause hin,
weil ich jetzt Boss im Hause bin.
Wie sonst ich Vietnamesen bann,
beschwör ich heut den Besenmann.
Walle walle - gelle gelle
Kalle Kalle - Welle Welle
Ich sage ihm: "Nu hau ock ran
und zieh dir jetzt den Blaurock an!
Dann hol dir von dem Koch 'n Top,
du hast jetzt selber doch 'n Kopp!
Auch, wenn ich Hexenhasser wär,
du trägst mir jetzt das Wasser her!"
Walle walle - gelle gelle
Kalle Kalle - Welle Welle
O mei, der konnte sehr laufen, -
wer soll das alles leer saufen?
Drum sag ich ihm: "Nu halte ein,
du schleppst ja, wie der alte Hein!"
Erst dachte ich , den hängste ab,
mein Gott, was ich für Ängste hab!
Hochwasser ist was schauderhaftes,
es geht unter die Haut, er schafft es.
Dass ich das Wort vergessen hab,
beim Lehrgang, dens in Hessen gab!
Ich trank Kaffee am Ort, nicht Wein,
und doch fällt mir das Wort nicht ein!
Hätt ich bloß 'ne Tablette gegen!
Soll ich ihn an die Kette legen?
Ich werd ihn - mir zum Heile - packen
und kräftig mit dem Beile hacken!
So lösen sich am Morgen Sachen,
die uns zuvor viel Sorgen machen.
Doch dann - o Schreck! - ich leide Boss!
Jetzt rennen alle beide los!
"Nun hört doch bitte lieber auf,
der Pool hat keinen Überlauf.
Wo jetzt ich arme Sau steh,
das ist ein halber Stausee!"
Wenn Sorgenspinnen leider weben,
so müssen wir doch weiterleben.
Doch seht, da kommt der gute Mann,
der es mit frohem Mute kann.
Er sagte einfach stolz "Hock!"
da lag, zerhackt, der Holzstock!
Statt einem Tritt ins Wadenbein,
gibt er mir ein Glas Badenwein -
"Misch dich nicht ein in meine Sachen,
ein jeder soll das Seine machen!"
Ich schätze diesen kessen Mann,
was man wohl leicht ermessen kann.
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