Der Geiger

Ein Gedicht von Anita Namer
In einem fremden Land,
eine Sanddüne
60 m hoch.

Barfuß
erklimme ich sie.

Oben angekommen,
genieße ich stolz
die Aussicht.

Da…
Musik.
Der Wind
trägt eine Melodie vor sich her.

Wo kommt sie her?
Ein Radio?
Ich folge den Tönen.

Etwas unterhalb
am Wegesrand
steht ein offener Geigenkoffer
mit ein paar Münzen drin.

Ich schau mich um,
entdecke
hinter einer Baumgruppe
mit Blick zum Meer,
einen alten,
wettergegerbten Mann.

Er spielt
einen ganz eigenen Lebenstanz
auf seiner Geige.
Wiegt sich im Spiel,
legt sein Herz
in seine Töne.

In diesen Augenblick versunken
scheint es,
als bemerke er
weder uns Zuhörer,
noch
ob sich sein Spiel lohnt.

Er wirkt stolz,
würdevoll.

Er steht da,
nein, nicht als Bettler,
sondern als König,
als König seiner selbst.

Als sein Lied endet,
spende ich ihm spontan Applaus.
Für diesen kostbaren Augenblick,
seinen
und meinen.

Er blickt auf,
nickt.

Für Momente
verbunden
durch die Freude an dieser Musik.
Danke, Herzens-Geiger.

© A. Namer

Informationen zum Gedicht: Der Geiger

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20.08.2017
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